Zur Geschichte von Schlotzau

 

Die Ortschaft Schlotzau liegt auf halber Strecke zwischen Hünfeld und Schlitz rund 300 m hoch.

In frühgeschichtlicher Zeit führte ein Verbindungsweg zwischen Fulda und Bad Hersfeld durch die Ortslage.

Unter dem Namen Slatzesowa wird der Ort 1174 in einer Urkunde erstmals erwähnt, die Entstehung geht vermutlich bereits auf die Zeit zwischen 800 und 1100 zurück.

Das Dorf „Schlatzowa“ befand sich bis 1370 im Besitz der Familien von Schlitz und von Buchenau, die in den folgenden Jahren durch Kauf zu den alleinigen Besitzern wurden.

Ab 1494 gehörte der Ort dann zum Gericht Wehrda, später zum Amt Burghaun.

Die Kirche wurde laut dem Buchenauer Wappen über Kirchentür 1601 tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/243.jpggebaut. Über einen Herrn von Guttenberg kommt Schlotzau im 17. Jahrhundert zu den Fuldaer Fürstäbten, die es 1677/88 als Lehen dem Kanzler Johannis von Fulda (später von Langenschwarz) übergaben.

Vorher war das Dorf vom Dreißigjährigen Krieg schwer getroffen worden, so dass von den ursprünglich 15 Haushaltungen nur noch 6 existierten.

So soll in dem heute „Kalter Hof“ genannten Waldstück südlich von Schlotzau damals ein Hof gestanden haben, der von Landsknechten niedergebrannt wurde. Der Besitzer soll mit seiner jungen Frau geflüchtet  und bei einem heute noch als „Mordgraben“ bekannten Flurstück ermorden worden sein.

1702 wurden in Schlotzau 12 Untertanen des Fürstabts von Fulda gezählt, die den Dessauer Wald und den Fischweiher bewirtschafteten. Der bekannteste der Fischer nannte sich Iller und lebte in einer Hütte am Teich (heute Weiherwiesen). Für die Fischwirtschaft mussten andere Bewohner von Schlotzau und Nachbarorten Brennholz und Stroh fahren und Fahrzeuge stellen, um die Fische in der Umgebung zu verkaufen.

Neben dem Fürstabt mussten die Schlotzauer Abgaben an die Herren von Langenschwarz leisten, die in der Zehntscheuer (vermutlich in der Nähe des Gehöftes Eifert am Weiher) gesammelt wurden.

1785 kauften 19 Bauern das Weihergrundstück und legten es zur landwirtschaftlichen Nutzung trocken. Trotzdem erbrachte die Landwirtschaft infolge der ungünstigen klimatischen Verhältnisse und der Bodenbeschaffenheit nur geringe Erträge.

Als Ausgleich setzte man auf die Weberei, in fast jedem Haus fand man einen Webstuhl zur Heimarbeit. Noch 1938 wurden 17 Webstühle und 57 Spinnräder tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/327.jpg in Schlotzauer Häusern gezählt.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts befand sich der Schlotzauer Friedhof rund um die Kirche. Als das Grundstück innerhalb der Mauern zu klein wurde, legte man am Fuße des Hünschen Berges den noch heute bestehenden Friedhof an. tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/344.jpg

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es auf einer Fläche von 419 ha 3 Pferde, 38 Ochsen, 70 Kühe und Rinder sowie zwischen 160 und 200 Schafe als Viehbestand.

Durch Kunstdünger und Mechanisierung konnte ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Ertrag der Landwirtschaft soweit gesteigert werden, dass nicht  nur der Eigenbedarf, sondern auch ein Überschuss erzeugt werden konnte.

So konnte 1910 die neue Schule am Weiher gebaut werden. Im 1. Weltkrieg (1914-1918) mussten 18 junge Männer tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/391.jpg aus Schlotzau ihr Leben lassen.

In den 20er und 30er Jahren wurden Waldflächen im „Dessau“ (9 ha) und an der Landstraße nach Michelsrombach erworben, gerodet und in dringend benötigte landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt.

1922 wurde Schlotzau auf Antrag der Gemeindevertretung an die Überlandleitung angeschlossen. Der Stromanschluss kostete die Bürger 6 Mark je qm² Wohnfläche.

Im gleichen Jahr konnte dank Spenden von 3500 RM das Ehrenmal für die Gefallenen der 1.Weltkrieg am 28.Mai enthüllt werden. Dazu der Bericht im Hünfelder Kreisblatt vom 17. Mai 1922:

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Da die Dörfer zwischen Fulda und Haune bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen waren, wurde auf Betreiben der Schlitzer Stadtväter am 25. Oktober 1925 die Postbuslinie Schlitz Burghaun (über Schlotzau) in Betrieb genommen.

1938 wurde von den Nationalsozialisten ein Jugendheim in Schlotzau gebaut. tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/250.jpg

Über ein Dorfsippenbuch berichtete das "Hünfelder Kreisblatt am 12. Juli 1939:

 

Aus dem 2. Weltkrieg (1939-1945) kehrten 29 junge Schlotzauer nicht zurück.

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Erst 1949 kehrten die letzten Kriegsgefangenen in ihr Heimatdorf zurück.

1946 kamen fast 200 Heimatvertriebene aus dem Egerland nach Schlotzau, wo sie untergebracht wurden und vorübergehend eine neue Heimat fanden, bis viele in den 50er Jahren in die Großstädte weiter zogen.

Schlotzau als stark landwirtschaftlich orientiertes Dorf erlebte in den folgenden Jahren einen rasanten Wandel. Im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft verschwanden Kühe tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/311.jpg, Ochsen und Pferde als Zugtiere und wurden durch Traktoren tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/259.jpgersetzt. Die Felder wurden mit modernen Anbaugeräten bestellt und bearbeitet, die Ernte durch Mähdrescher tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/317.jpgeingebracht. Durch intensive Bewirtschaftung der Felder und Züchtung von Hochleistungstieren stiegen die Erträge stark.

Um die größeren Maschinen besser nutzen zu können, wurde zwischen 1955 und 1957 eine Flurbereinigung tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/338.jpgdurchgeführt. Gleichzeitig wurde die Wasserführung an den Hängen durch die Neuanlage eines Flutgrabensystems tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/338-1.jpgoberhalb des Dorfes reguliert.

Kurze Zeit später (1958-1961) wurde die zentrale Wasserversorgung durch Tiefenbohrungen und den Bau eines Hochbehälters am Grabenberg tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/381.jpgermöglicht, der 2003 durch den Einbau einer Entsäurungsanlage auf den neuesten Stand gebracht wurde.

1962/1963 wurde die Maßnahme durch den Anschluss aller Haushalte an eine zentrale Kanalisation ergänzt, die später mit der zentralen Kläranlage in Langenschwarz verbunden wurde. 2010 musste diese in der Bergstraße teilsweise erneuert werden,

1964 wurde Schlotzau bei dem Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ Bezirks-, Gebiets- und 3. Landessieger.

Ein Jahr später (1965) wurde das ehemalige „Heim“ zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.

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Das Schuljahr 1967/1968 endete mit der Schließung der Volksschule Schlotzau.

Im folgenden Jahr (1969) erfolgte der Neubau der Leichhalle am Friedhof.

Im Zuge der Gebietsreform schlossen sich 1971 Schlotzau, Langenschwarz, Hechelmannskirchen und Großenmoor zur Gemeinde Kiebitzgrund zusammen, die bereits ein Jahr später in der Großgemeinde Burghaun aufging.

Zu Beginn der 70er Jahre wurde das Neubaugebiet „Rehgartenstraße“ tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/292.jpgerschlossen und die Heimstraße als Zugang zum Friedhof ausgebaut.

1977 musste die Poststelle in Schlotzau aufgegeben werden, im gleichen Jahr wurde das Dorfgemeinschaftshaus erstmals erweitert.

Anfang der 80er Jahre wurde die Fuldaer Straße ausgebaut. Im Zuge dieser Maßnahme mussten zahlreiche alte Gebäude abgerissen werden.

1989 wurde ein zweiter Um- und Ausbau des Dorfgemeinschaftshauses tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/251-2.jpg durchgeführt, dem ab 2011 die nächste Erweiterung im Feuerwehrbereich folgen wird ...

Bürgermeister

 

 

-1919

Heinrich Fischer

1919 - 1933

Andreas Pfaff

1933 - 1945

Johannes Heeres

1946 - 1956

Konrad Hämmelmann

1956 - 1966

Heinrich Pfaff

1966 - 1968

Karl Pfaff

1968 - 1971

Hermann Riemer

 

 

Die Schlotzauer Kirche

 

tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/243-1.jpgErste Spuren einer Kapelle am Standort der heutigen Kirche lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurück verfolgen. Als älteste Dorfkirche wurde sie nach der Reformation durch die Herren von Buchenau als Filiale der Pfarrei Langenschwarz zugeordnet.

Es handelt sich um einen Rechteckbau von zwei Fensterachsen mit versetzten Eckquadern. Ein neueres Rundbogenfenster und ein Spitzbogenfenster an der Südseite leuchten den versetzten Altarraum aus. tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/244-1.jpg

Über dem gotischen Nordportal findet man die Jahreszahl 1601 und ein Steinmetzzeichen, darüber ist ein Wappenstein mit der Inschrift BVCHENAW angebracht.tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/243-2.jpg

Das Westportal ist dagegen rechteckig mit einem halbkreisförmigen Türsturz, der vermutlich älter als das Hauptportal ist und noch auf die oben erwähnte Kapelle zurückzuführen sein dürfte. tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/244.jpg

Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1703, hat einen profilierten Rechteckfuß, abgefasste Pfosten und ein schmales

sechsseitiges Becken.tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/244-2.jpg

Im Turm findet man eine Glocke aus dem Jahr 1777 mit der Inschrift:

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„Der Gottheit zum Ruhm und zur Ehre

laß ich mich allzeit hören

ich töne zu locken die Sünder

zu rufen die verirrten Kinder

zu bringen zum ewigen Leben

die sich der Buße ergeben.“

 

 

 

1921 wurde die neue kleine Glocke mit der Inschrift „+kommt lasset uns anbeten, 1921 +“ geweiht und im Kirchturm installiert.

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Die neue Schule

 

tl_files/nf/Bilder/Dorfgeschichte/247.jpg1909 konnte endlich mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes begonnen werden. Bis zum Winterbeginn konnten der Maurer Johannes Schlitt aus Schlotzau zusammen mit dem Zimmermeister Pflanz aus Langenschwarz den Rohbau erstellen. Dafür musste der Baugrund durch Adam Dickert um 3 bis 4 Meter aufgeschüttet werden, wozu Erde aus dem Friedhofrain genutzt wurde. Das ausgeschachtete Gelände wurde von Johannes Eigenbrod als Bauplatz genutzt. Bis zum Sommer 1910 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden.

Die Einweihung des neuen Gebäudes fand am 15. Oktober 1910 statt. An der Südseite des 19 x 10,20 m großen Schulhauses befand sich der Klassenraum mit den Maßen 9,05 x 6,12 m, gegenüber und im 1. Stock die Lehrerdienstwohnung. 1951 wurde die Schule saniert: Die Wasserversorgung wurde verbessert, im 1. Stock ein Behelfsschulsaal eingerichtet, im Dachgeschoss eine Wohnung für den zweiten Lehrer ausgebaut.

58 Jahre wurden Schlotzauer Kinder bis zum Jahr 1968 in ihrer Volksschule unterrichtet, deren Zahl in den 60er Jahren von zunächst 46 bis auf 27 zurück ging.

 

Lehrer in Schlotzau

 

 

1701 -

1737

Herr Braun

1737 -

1789

Herr Johannes Braun

1885 -

1889

Herr Boley

1890 -

1901

Herr Schmidt

1901 -

1902

Herr Eckhardt

1902 -

1903

Herr Lehnhäuser

1903 -

1905

Herr Schön

1905 -

1913

Herr Euler

1913 -

1914

Herr Weppler / Herr Neuber / Herr Klipp / Herr Schmerbauch

1916 -

1918

Herr Link

1918 -

1928

Herr Landgrebe / Herr Momberg / Herr Hinkel

1929 -

1936

Herr Dittrich

1936

 

Herr Sobota

1936 -

1937

Herr Helwig

1937 -

1939

Herr Sell

1939 -

1945

Herr Alt / Herr Holbach / Herr Müller / Herr Wolfram / Herr Petry

1946 -

1947

Herr Fürstmann

1947 -

1948

Frau Fürnsinn / Herr Ziesing

1948 -

1951

Herr Weigelt / Herr Winkelbach / Herr Michalek / Herr Spiegel

1952 -

1953

Herr Bartowiak

1954 -

1968

Herr Raack